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Digitalisierung in der Beratung

Tools, Erfahrungen und fachliche Herausforderungen

dvb-Fachtagung vom 11. bis 13. Oktober 2019 in Halberstadt

Tagungsdokumentation, Teil II

Alle downloadbaren Materialien sind CC BY-NC-ND 4.0 lizensiert (wenn durch die Autor*innen nicht anders gekennzeichnet).

Samstag, 12. Oktober, nachmittags

Workshop 6:

Digitalisieren oder digitalisiert werden?

Referent: Prof. Dr. Dennis Mocigemba
Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (HdBA), Professur für Berufliche und Digitale Beratung

„Digitalisierung“ ist mittlerweile in fast allen Lebensbereichen und Berufsfeldern wirksam. Die Verschiedenartigkeit der mit dem Begriff beschriebenen Phänomene und die vielen mit Digitalisierung verbundenen Hoffnungen und Sorgen erschweren klare Definitionen und wissenschaftliche Zugänge. Der Vortrag widmet sich dem Thema Digitalisierung von Berufsberatung aus medienwissenschaftlicher Perspektive. Neben einer Analyse von Chancen und Risiken wird insbesondere danach gefragt, inwieweit es sich bei der Digitalisierung von Berufsberatung um einen selbstbestimmten Prozess handelt (“Digitalisieren oder digitalisiert werden?”).

Workshop 7:

Beratungsprozesse auf der Grundlage von Emails – Möglichkeiten,
Grenzen und Besonderheiten

Referent/in:
Dr. Tim Stanik

Wissenschaftlicher Assistent, Eberhard-Karls-Universität Tübingen

Prof.’in Dr. Cornelia Maier-Gutheil
Professorin für Psychosoziale Beratung, Evangelische Hochschule Darmstadt

Beratungseinrichtungen stellen E-Mail-Adressen als Kontaktmöglichkeit für Ratsuchende zur Verfügung. Unsere Studien zeigen, dass E-Mails nicht nur zur Terminvereinbarung genutzt, sondern hier bereits Anliegen und Fragen formuliert werden. Im Workshop werden wir uns mit den daraus resultierenden Möglichkeiten, Grenzen sowie den fachlichen An- und Herausforderungen von E-Mail-Beratungen beschäftigen. Mit den Teilnehmenden werden wir – anhand von uns mitgebrachter authentischer E-Mail-Fälle – Anliegen der Ratsuchenden identifizieren und in schriftliche, digital-vermittelte Interventionen überführen.

Workshop 8a:

Online-Beratung in vivo

Referentin: Sonja Schwirkmann
Trainerin, Beraterin, E-Trainerin

Über die Möglichkeiten der Digitalisierung sprechen ist spannend – die Möglichkeiten der digitalen Unterstützung zu erleben ist viel spannender! Ihre Trainerin wird daher live zugeschaltet.

Wir schauen uns gemeinsam gängige Werkzeuge auf einer Meeting-Plattform an, probieren sie aus und simulieren eine Beratungssituation – eben in vivo. Dabei streifen wir auch die Themen Selbstverständnis des Beraters und Datenschutz.

Workshop 9a:

Weiterentwicklung als BeraterIn, Teil II: Twitter als Learn Booster

Referent: Karlheinz Pape
Corporate Learning Community

Jane Hart, die bekannte englische Expertin für “Workplace Learning”, fragt ihr großes Netzwerk jedes Jahr nach den besten Learning Tools, um daraus die 100 besten Learning Tools zu bestimmen. Sieben Jahre lang war Twitter eindeutig die Nr. 1 unter den vielen Learning Tools. Nur in Deutschland nimmt kaum einer Notiz davon.

Für mich ist Twitter der Learn-Booster! Ich verdanke Twitter einen großen Teil meiner persönlichen Entwicklung in den letzten Jahren.

Meinen Erfahrungsbericht zum Lernen mit Twitter werde ich darstellen und im Gespräch sicher aufkommende Fragen klären. Vielleicht richten sich dann ja Teilnehmende gleich anschließend einen Twitter-Account ein.

Workshop 10a:

Wie verändern Mixed Reality und KI unsere Arbeitswelt?

Referent: Markus Herkersdorf
Geschäftsführer TriCAT GmbH

Die Arbeitswelt von morgen ist digital, agil und kollaborativ. Lernen, arbeiten und zusammenarbeiten werden eins. Neue Technologien wie Mixed Reality und KI unterstützen uns dabei. In Verbindung mit virtuellen Welten und Simulation entstehen ganz neue Konzepte für Bildung und Kollaboration. So verbinden neue Formate wie Virtual 3D Classroom/Kollaboration präsenzähnliches Erleben mit den grenzenlosen Freiheiten und Möglichkeiten rein virtueller Umgebungen. Für die Beratung ist das Herausforderung und ein riesiges Chancenfeld zugleich. Und in jedem Fall ein nicht zu unterschätzender Change-Prozess.


Workshop 8b
:

Weiterbildung und Beratung für die Arbeitswelt 4.0 – Gewerkschaftliche Vorschläge für ein Bundesgesetz für die Weiterbildung

Referent: Arnfried Gläser
Referent Berufliche Bildung und Weiterbildung, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft

Angesichts der Herausforderungen der Digitalisierung wächst der Druck. Neue Beruflichkeit, dynamisch und pluraler werdende Berufsbiografien, berufliche Neu­orientierungen und lebensbegleitende Fort- und Weiterbildungsprozesse prägen die Arbeitswelt 4.0. Der Ruf nach einer konsequenten Weichenstellung in Richtung einer Weiterbildungsoffensive zur Bewältigung des gesamtgesellschaftlichen Wandels wird daher lauter.

Welche Möglichkeiten aber auch Risiken ergeben sich daraus für die Bildungsberatung? Die Gewerkschaften ver.di, IG Metall und GEW bringen sich in diese Debatte mit ein. Zur Entwicklung eines leistungsfähigen Weiterbildungssystems legen sie ein neues Konzept für ein Bundesgesetz für die Weiterbildung vor.

Workshop 9b:

Weiterentwicklung als BeraterIn, Teil III: Selbstgesteuertes Lernen

Referent: Karlheinz Pape
Corporate Learning Community

Lernen ist immer selbstgesteuert, Fremdsteuerung beim Lernen geht eigentlich nicht. Das natürliche Lernen erfolgt ganz nebenbei, ohne dass man merkt, dass man lernt. Trotzdem kann man sich auch formale Lernangebote wünschen. Wir schauen nach hilfreichen Unterstützungs-Möglichkeiten für selbstgesteuertes Lernen.

Workshop 10b:

Bessere Planung und Steuerung des Berufswegs durch lebenslange beratende Begleitung

Referent: Dr. Peter Westebbe
Berufs- und Profilpassberater, Samanthanet

Der schnelle Wandel in der Arbeitswelt, der auf einem immer schnelleren technologischen Fortschritt beruht und eine immer raschere Veränderung von Arbeitsprozessen, Wertschöpfungsketten und Geschäftsgrundlagen nach sich zieht, erfordert von allen Arbeitnehmer*innen eine konstante Weiterbildung und häufig auch eine Um- und Neuorientierung. Das gut planbare Karrieremodell der letzten 60–70 Jahre ist Vergangenheit. Das Normal-Arbeitszeitverhältnis wird in Zukunft nur noch für wenige Menschen realisierbar sein.

Schlagworte wie selbstverantwortliches Arbeiten und selbstorganisiertes Lernen in dezentralen organisationalen Gebilden rufen auch Ängste hervor, denn das war man so in der Vergangenheit nicht gewohnt, eher ganz im Gegenteil.

Wenn übergeordnete Strukturen wegfallen, wo dann anders sich orientieren, als an sich selbst – ohne allerdings das Umfeld und die globale Welt aus den Augen zu verlieren.

Wie kann das gelingen und was können Berater und Beraterinnen hier unterstützend leisten? Welche Rahmenbedingungen sind zu berücksichtigen? Welche (digitalen) Werkzeuge sind nützlich und hilfreich dabei?

Sonntag 13. Oktober

Vortrag

Ethik und Datenschutz in der digitalisierten Beratung vor dem Hintergrund Künstlicher Intelligenz

Referent:
Dr. Joachim Wenzel, Lehrender Systemischer Berater/Therapeut, Supervisor und Organisationentwickler (DGSF-Lehranerkennung) in freier Praxis in Mainz und an verschiedenen Hochschulen und systemischen Instituten; SPI Mainz

Die Lebenswelten der Beratungskunden verändern sich durch die digitale Transformation radikal, was für die Inhalte der Beratung bedeutsam ist, und zugleich wandelt sich die Beratungsarbeit selbst. Daraus ergeben sich vielfältige ethische Fragen und nicht zuletzt Herausforderungen für den Datenschutz. Aber vor allem die rasanten Entwicklungen bei Künstlicher Intelligenz stellen eine neue Qualität an Veränderungspotenzial für die Beratung dar. Das bringt neue und bislang nicht vorstellbare Risiken, aber auch Chancen mit sich, die es aus ethischer Perspektive zu betrachten gilt.

Abschlussvortrag

Herausforderungen der Digitalisierung (in) der Arbeitswelt. Anthropologische und ethische Perspektiven.

Referentin: Dr. Katja Stoppenbrink, vertritt derzeit die Professur von Michael Quante am Philosophischen Seminar der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster. Ihre Forschung liegt im Bereich der Ethik, der philosophischen Handlungstheorie, der Politischen Philosophie sowie der Rechts- und Sozialphilosophie.
Philpeople, Uni Münster

2016 erschien ihre Dissertation „Verantwortung für unabsichtliches Handeln. Rechtsphilosophische und handlungstheoretische Grundlagen der Fahrlässigkeit“ im Nomos Verlag Baden-Baden. Aktuell bereitet sie ein Habilitationsprojekt zur Philosophie der Inklusion von Menschen mit Behinderungen vor.

Unsere Arbeitswelt befindet sich im Wandel. Die Herausforderungen zunehmender Digitalisierung und internationaler Vernetzung bereiten vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern Sorgen und rufen Ängste hervor. Einerseits versuchen wir, im Wettbewerb nicht zurückzufallen oder gar Vorreiter der Modernisierung von Prozessen zu sein, andererseits fürchten wir, dass unsere Arbeit künftig von Maschinen gemacht, unsere eigene Leistung überflüssig werden könnte. In meinem Beitrag möchte ich einige der Vorannahmen dieser Einschätzungen herausarbeiten und aus der Perspektive der philosophischen Anthropologie und Ethik kritisch befragen.

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