Digitalisierung in der Beratung
Tools, Erfahrungen und fachliche Herausforderungen
dvb-Fachtagung vom 11. bis 13. Oktober 2019 in Halberstadt
Tagungsdokumentation, Teil I
Alle downloadbaren Materialien sind CC BY-NC-ND 4.0 lizensiert (wenn durch die Autor*innen nicht anders gekennzeichnet).
Freitag, 11. Oktober
Keynote
Die vierte Dimension der Digitalisierung – Herausforderungen und Chancen
Referentin: Prof. Dr. Jutta Rump
Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability IBE, Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen
Derzeit ist Digitalisierung in aller Munde. Dabei werden Herausforderungen, aber auch große Chancen im Hinblick auf Wachstum und Wertschöpfung identifiziert. Als zentrale Motivationen für die Umsetzung von Digitalisierung in Unternehmen werden die Steigerung der Produktivität, des Umsatzes und der Produktionsflexibilität bei gleichzeitiger Kostensenkung gesehen. Besonders wichtig sind darüber hinaus die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und / oder Services sowie die Erhöhung von Kundenbindung und –zufriedenheit.
In der Diskussion wird jedoch außer Acht gelassen, dass technische Innovationen und Prozess-innovationen IMMER sozialer Innovationen und sozialer Transformation bedürfen, um die Potenziale zu heben und zu realisieren. Die Diskussion um diese sogenannte 4. Dimension der Digitalisierung steht im Moment am Anfang. Dabei stehen folgende Fragestellungen u.a. im Fokus:
- Wie verändern sich Tätigkeiten und Jobs entlang der Wertschöpfungskette?
- Welche Veränderungen hinsichtlich der Qualifikations- und Kompetenzanforderungen zeigen sich?
- Wie gestaltet sich die Personalentwicklung und Mitarbeiterbindung?
- Was ist mit der Entgrenzung von Arbeit und Freizeit?
- Welche unterschiedlichen Formen der Arbeitsorganisation lassen sich identifizieren und umsetzen?
- Wird es zu einer Delegation von Entscheidungsfindung kommen? Was verbirgt sich hinter der „Demokratisierung“ von Führung?
- Wie wird mit der steigenden Volatilität, Ungewissheit, Komplexität und Ambiguität umgegangen (VUCA-Welt)?
Welche Bedeutung hat Beratung in einer VUCA-Welt? - Welche Beschäftigungseffekte lassen sich generieren (positiv / negativ)?
12. Oktober, vormittags
Workshop 1:
Online-Beratung liegt mir nicht – sicher?
Referentin: Barbara Oberwasserlechner
Koordinatorin der österreichweiten Online Bildungsberatung, Bildungsberaterin, Supervisorin
Nach einem kurzen Input über textbasierte Online-Beratung arbeiten Sie an ein bis zwei Fallbeispielen (Mail-Beratung, Chat-Beratung). Im Workshop können Sie sich mit folgenden Fragen auseinandersetzen:
- Welche fachlichen Besonderheiten des beraterischen Handelns gibt es bei Online-Beratung zu beachten?
- Welche Online Tools verwenden Sie in ihren (face-to-face, telefonischen,…) Beratungen und gibt es Unterschiede zum Einsatz von Tools in der Online Bildungsberatung?
- Wie lassen sich Präsenz- und virtuelle Angebote verbinden?
- Wie kann bei Online-Beratung gute und erfolgreiche Praxis fest- bzw. sichergestellt werden?
Workshop 2:
Blended Counselling? Methoden und Einsatzmöglichkeiten digitaler Beratungsformate
Referent: Dr. Ingo Blaich
Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Studienberater, Institut für Soziologie. Universität Dresden, LinkedIn
Bei allen Anbietern von Bildungs-, Berufs- und Studienberatung ergänzen inzwischen Online-Beratungsformate das bisherige Beratungsangebot bzw. steht deren Einführung oder Ausweitung bevor. Gleichzeitig existieren Befürchtungen einer völligen Verdrängung der Beratung im persönlichen Gespräch und Unsicherheiten hinsichtlich der Anwendbarkeit bewährter Beratungsmethoden in der Online-Beratung. Der Workshop möchte die Einsatzfelder der Online-Beratung sowie die Besonderheiten der internetvermittelten Interaktion und Kommunikation sowie die Übertragbarkeit gängiger Beratungsansätze aufzeigen.
Workshop 3:
Wie richte ich mein virtuelles Beratungszimmer ein?
Referentin: Gabriela Bäuml-Westebbe
Berufs- und Profilpassberaterin, Samanthanet
Online Beratung immer wichtiger, nicht nur für junge Leute. Viele Berater*innen und Coaches haben deshalb begonnen, neben den telefonischen Beratungen auch Beratungen online via Videotelefonie anzubieten. Der Vorteil ist, dass man sich sehen und Gesichts- wie Körperreaktionen beobachten kann.
Das ist einer der Gründe, warum Online Beratung zunehmend einen größeren Raum im Beratungsangebot einnehmen wird. Damit das virtuelle Beratungszimmer zum Mittelpunkt von vielfältigen online Angeboten, die ich als Coach für mich und meine Klient*innen nutzen kann.
Wie richte ich nun zweckmäßig mein virtuelles Beratungszimmer ein? Wie kann ich Atmosphäre gestalten? Wie kann ich Unterlagen, die ich normalerweise einsetze auch hier bereithalten? Wie kann ich elegant auf Material zugreifen, welches mein Klient / meine Klientin ausgearbeitet haben? Wie gemeinsam an Materialien arbeiten? Wie binde ich weitere Tools und Methoden ein?
Aber auch: Was geht nicht oder nur unzureichend? Wo liegen die Grenzen der Online Beratung?
In diesem Workshop, an dem jeder mit dem eigenen Laptop teilnehmen sollte, werden wir in kleinen Arbeitsgruppen an den verschiedenen Fragestellungen arbeiten. Wichtig wäre es, dass jede*r Interessierte sich bereits auf der Fahrt ein kleines Beratungsszenario überlegt, welches er/sie gerne online umsetzen möchte.
Workshop 4a:
Alles so schön bunt hier: Online-Tools mit echtem Mehrwert für die Berufs- und Studienberatung nutzen
Referentin: Dr. Dörthe Beurer
Diplom-Psychologin, Ressourcen und Horizonte
Wiss. Mitarbeiterin an der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (Projekte Prof. Dr. Stefan Höft)
Man kann auch ohne – aber mit Tests lässt sich der Beratungsprozess oft deutlich bereichern und straffen. Praktischerweise gibt es eine Fülle von Online-Tests, aber so bunt das Angebot auch ist, bleiben oft wichtige Fragen offen: Wo steht mein/e Klient/in eigentlich gerade? Was braucht sie/er überhaupt? Wann ist welcher Online-Test wofür nützlich? Welche Tests gibt es? Wo findet man sie? Was taugen sie?
Im Workshop lernen Sie zwei Online-Angebote kennen, die Ihnen bei der Beantwortung helfen und erfahren, wie Sie davon profitieren können. Anhand von Fallbeispielen stellt Ihnen Frau Dr. Beurer vor, wie sie „Digitales“ in ihrer eigenen Praxis als psychologische Berufsberaterin nutzt. Abschließend sammeln wir Ideen als „Take-away“ für Ihre Beratungsarbeit.
www.meine-studienwahl.org www.osa-portal.de
Workshop 5a:
Digitale Bildungsberatung in der Hosentasche
Referent: Andreas Wimmer
Beranet
In diesem Workshop lernen Sie Konzepte für digitale Bildungsberatung von der Messengerberatung bis zum E-Learning kennen. Im Rahmen des Workshops werden Best Practise Beispiele vorgestellt und bewertet.
Workshop 4b:
Weiterentwicklung als BeraterIn, Teil I: Lernen in Netzwerken
Referent: Karlheinz Pape
Corporate Learning Community
Wo Kommunikation stattfindet, läßt sich Lernen kaum vermeiden. Heute ist Kommunikation durch soziale Medien und das Internet sehr einfach geworden. Man kann heute fast jeden Experten ansprechen, ohne zu ihm hinzufahren. Es gibt unzählige Fach-Communities, in denen permanent Wissen geteilt wird. Man braucht nur mitmachen, schon erlebt man, wie einen das fördert und fachlich weiterbringt.
Wir reden auch über Massive Open Online Courses (MOOC’s), Working Out Loud (WOL), lernOS, Konnektivismus
Workshop 5b:
Das Online-Selbsterkundungstool SET
Referentin: Hella Knoop
(Projekt “Lebensbegleitende Berufsberatung” der Bundesagentur für Arbeit)
Das Selbsterkundungstool der Bundesagentur für Arbeit – Hintergründe und Live-Demonstration
www.selbsterkundungstool.de oder unter www.arbeitsagentur.de in der Lebenslage „Schule Ausbildung Studium“
Das Selbsterkundungstool der Bundesagentur für Arbeit ist seit Mai 2018 online. Jugendliche und Erwachsene mit Hochschulzugangsberechtigung können mit psychologischen Testverfahren ihre Fähigkeiten, Interessen, sozialen Kompetenzen sowie berufliche Vorlieben ermitteln. Zu jedem abgeschlossenen Modul wird eine Testauswertung angeboten. Auf der Ergebnisseite werden die passenden Studienfelder und Ausbildungsberufe angezeigt und sind verknüpft mit einer bundesweitern Ausbildungs- und Studiensuche. Die Ergebnisse können ausgedruckt, gespeichert und in ein Beratungsgespräch mitgebracht werden.